„Schwester Hedwigs“ großes Bühnenjubiläum

Könnten nicht alle Politiker so sein wie unsere Kanzlereuse Angela Merkel, wünscht sich Arnulf Rating? Seitdem sich Angie fürs Klima einsetzt, ist es auf der Welt schließlich schon ein bisschen wärmer geworden. Frauen seien momentan ungeheuer stark, Männer hingegen müssten sich wirklich was einfallen lassen, um überhaupt bemerkt zu werden, weiß der Berliner Star-Kabarettist. Da aber nicht alle Frauenkleider tragen können wie unser Exportschlager, der Papst, erwischt man all die Kauders, Schäubles und Kochs immer wieder bei bedenklichen Verhaltensauffälligkeiten.

Ein klarer Fall für Arnulf Ratings Super-Nanny der Nation, hat sie doch lange Jahre hinter den Kulissen Sabine Christiansens Talkgäste beatmet und bespritzt. Zum 30-jährigen Bühnenjubiläum schlüpft der vielfach preisgekrönte Polit-Satiriker wieder in seine wohl beliebteste Bühnenfigur und präsentiert in den Wühlmäusen „Schwester Hedwigs allerschwerste Fälle“. Ursprünglich einmal als „Best of“ geplant, entpuppt sich das neue Solo in der Regie von Ulrich Waller als hochaktuelle Analyse des Patienten Deutschland. Resolut die Hände in die üppigen Hüften gestemmt, diagnostiziert die rotbezopfte Hedwig jedoch keine Chance auf Genesung mit dem Personal an der Spitze. Rasant und bissig mäandert sich Rating durch einen gewaltigen Themenwald: Vom Doping über die Terrorgefahr, von Hartz IV über die innere Sicherheit, Schmiergeldaffären bis hin zu Politikerpfründen. Man muss schon genau hinhören, um auch ja keine der virtuos geschmiedeten Pointen zu verpassen. Er ist eben einer der ganz Großen seiner Zunft.

boro

© Berliner Morgenpost, 06.05.2008