„Alles wird besser — nichts wird gut“

Kabarett Arnulf Rating begeistert mit bissigem Humor im Bürgerhaus Schortens

VON ATTO IDE

SCHORTENS — In atemberaubendem Tempo hetzt er durch seine Themen: Die Banken, die Wirtschaft, die Krankenkassen, die Politik, die Beamten, die Kirche, Stuttgart 21 bis hin zur „Mischwassereinleitung in Wilhelmshaven“. Arnulf Rating, legendäres Kabarett-Urgestein, hervorgegangen aus der Berliner Truppe „Die drei Tornados“, ließ am Samstagabend kein Auge trocken mit seinem Programm „Aufwärts“ im Bürgerhaus Schortens.

Witzig, ironisch, böse, zynisch, scharfsinnig und manchmal richtig wütend kämpft er sich unter dem Motto „Alles wird besser — nichts wird gut“ mit sichtlichem Vergnügen durch die Themen dieser Welt, und das mit einem Tempo, dass das Publikum mit dem Klatschen kaum mitkommt. „Das war jetzt zu spät“, kommentiert er dann trocken.

Das Kasino ist längst wieder eröffnet, doch Rating hat die Wirtschafts- und Finanzkrise noch lange nicht überwunden. Wenn er in der Zeitung liest: „Deutschlands gefährlichster Verbrecher gefasst“, ist für ihn klar: „Jetzt haben sie endlich den Ackermann erwischt.“ Richtig aufregen kann ihn, wenn Banken bis zu 18 Prozent Zinsen nehmen für Geld, das sie für 1 Prozent bekommen.

Zum Ex-Doktor und Ex- Verteidigungsminister fällt ihm nicht viel ein. Trocken zückt er eine Ausgabe des Berliner Kuriers mit der Schlagzeile: „Mutti ohne Gutti“. Und überhaupt mit Zeitungen, mit einer Zeitung mit besonders großen Buchstaben, hat er es. Den zweiten Teil seines Programms bestreitet er mit einem Stapel dieser Zeitung und kommentiert entspannt die Schlagzeilen. Realsatire vom Allerfeinsten.

„Und der Mixa, der ist heute noch Bischof. Das geht bei den Katholiken ja nicht weg.“ Für Margot Käßmann jedoch hat er Verständnis. „Das war nur Alkoholmissbrauch, das war ja nicht mal Missbrauch.“ Und auch den Schortensern sagt er eine große Zukunft voraus: „Peter Alexander ist tot, Gottschalk hört auf — da bleibt nur das Bürgerhaus.“

© NWZ online, 07.03.2011